»Denken der Gedanken als gedankenloses Denken, wenn ich denke, denke ich das ich denke, aber eigentlich... ICH DENKE NICHT! Eine Kolumne über Gedanken einer Homepage.«2021_10_16 bis DoomsdaySeite: Eins/ Zwei/ Drei

Hartz IV oder Harz Urlaub? Das Winterwanderwunderland.

Erleben Sie unser wundervolles Mittelgebirge mitten in Deutschland. Mittelhoch, mittelgroß, mittelschön, mittelmäßig, und am Wochenende des 15.02.2025 sogar ganz, ganz scheußlich. Die Ursache dafür ist aber nicht die Luft, oder die Landschaft, es sind die Leute und leider gehörte ich auch dazu. Frau Holle (wohnhaft in Markt Triefenstein) hatte zwar, nicht gerade enthusiastisch getan, was Frau Holle so zu tun hat. Konstant niedrige Temperaturen ließen aber hoffen. Also wurde der Bestand inventarisiert, das notwendige Hab und Gut in das Automobil migriert für Leib und Seele aufgerüstet, mit Knackwurst und Banane und eine Reise geplant. Schön sollte es werden, erleben wollten wir was, das haben wir dann auch, aber dazu später.

Zunächst galt es mal sich warm anzuziehen, wir rollten uns ein in Schichten aus Wolle und Synthetik, bestiefelten uns wie der märchenhafte Kater, herzten uns nochmal allerliebst (das war alles andere als einfach, im Sumoringer Kostüm) und ab dafür! Auf Höhe Goslar verspürte ich plötzlich den Argwohn-Reflux. Es verdichtete sich der Verdacht, dass sich der Verkehr verdichtet, nach einer kurzen Zählung kam ich zu dem Schluss, dass ein Auto alle zehn Meter auf jeder der Zweispurigen ein ganz schönes Gedränge ergibt, wenn jene nicht mehr da ist. So schlimm war es aber zunächst nicht. Einige Mitmenschen mit offensichtlich prophetenhaften Eigenschaften nutzten die letzte Chance, kreuzten behend meine Fahrbahn, um sich in großem Bogen aus dem Staub zu machen, so lange das noch ging. Ich war nicht so schlau.

In Bad Harzburg war es dann so weit, vermutlich ist eine kleine Schneeflocke die bessere Verkehrsberuhigung, besser als Poller, Buchten, Pflaster, Schwellen, Kölner Teller, Blumenkübel, Pflanzbeete, Mittelinseln, Fahrbahnverengungen und als Schilder sowieso. Wie auch immer, Kopf runter und durch, das Ziel naht, auch wenn man's nicht erahnen kann! Wer den Harz ein wenig kennt, weiß dass jetzt etwas kommt, dass den gewöhnlichen Haushaltsvorstand mit Rennhandschuhen (im Toyota Prius) das Fürchten lehrt. Kurven! Nicht nur eine, freilich eine Hand voll, zwei Hände vielleicht. Schöner kann man den Harz nicht erleben mit 30km/h hinter Papas*innen auf der B6. Die Verkehrsplaner hatten Erbarmen, die Papas*innen leider nicht. Als die Strecke plötzlich ihre Arme öffnet und eine wieder zweispurige Asphaltbahn schreit: Nimm mich! Gaaas! Gaaaas! Vollgaaaaas! so schafft es das deutschlandfunkaffine Papa*in doch in geistiger Umnachtung, spätestens am ersten halben Mittelstreifen auf Spur Nummer zwei zu driften und den Muskeltonus auszuschalten. Wen regt so ein Autoyoga schon auf? Mich doch nicht! NEIN, MICH NICHT!

Nur noch drei Kilometer bis Torfhaus! Pustekuchen! Stillstand! Die Weisheit der Verkehrsplaner reichte leider nur bis zum Ortsschild, auf Grund mangelnder Fahrspuren und direkt einmündender Parkplätze konnte ich die Zeit nutzen und reichlich Fallstudien sozialer Abgründe erstellen. Vom Popelfresser bis zum speienden Linksfahr-Legionär war alles dabei, besonders bemerkenswert: Papa (eindeutig keine *in) der ein stachliges Mauerdekolleté erster Güte entblößte als er sich über die Rückenlehne wälzte um den Rotzlöffeln auf der letzten Bank eine zu verabreichen. Irgendwann hatten wir uns auch da durch gequält, leider sollte das mit der Parkplatzsuche noch eine Weile Dauern. Königskrug, Braunlage, U-Turn, Königskrug, Oderteich, Sonnenberg, Hammersteinklippe, U-Turn, auf der rechten Fahrspur nach dem Parkplatz war eine Lücke, Mausi hatte sie erspäht (danke nochmal, für nix! das wär auch der Weg nach Hause gewesen) scheiß auf die anderen, wir parken jetzt auch auf der Zweispurigen. Wäre ich nicht in der Wildnis, hätte ich mich das niemals getraut, aber diese Kühnheit ist im Harz überlebensnotwendig! Nicht lang lamentieren, ab in den Urwald die Fichtenwüste mit Lichtblicken (in das, was davon noch übrig ist). Ich kann darüber nicht weinen, das haben schon so viele andere gemacht, aber es ist definitiv gruselig.

Mindestens ebenso gruselig: Skiläufer! Die Harzer Forst- und Tourismusbehörde hat sich wohl gedacht "Wir machen uns jetzt mal einen richtigen Jux, einen Gaudi, Schabernack und Tollerei. Wir spuren alle Winterwanderwege und legen überall prächtige Loipen an!" Des Kartenlesens nicht im Stande oder ignorant genug, wähnt sich der Wachsguru-Pulsmesser-Profi als Vertreter höherer Mächte. Der Glaube nährt sein Recht und schon steht man vor der Dreifaltigkeit aller Konflikte (Loipen-Heini, Schlitten-Schneewurm, Schneeschuh-Samurai a.k.a Automobilist, Pedalritter, Tippelbruder). Oben erwähnte Papa*innen-schlaffi-Familie will auch hier nicht wie sie soll, entschleunigt schon mal die Endgeschwindigkeit und damit auch den Verkehrsfluss, während von hinten Schneepflug-Sven und der Atmungs-Astronaut Überhol-Uwe in knallbunten superskinny Aerobic-Gymnastikhosen angerauscht kommen. Die Einen gleiten fluchend aus der Spur und beschwingt skatend über alle anderen Skispitzen. Die Anderen versuchen ungestüm mit den Stöckern in deren Po zu pieken und die prall gefüllte Hopsehose zu erwischen... frenetisch zischen böse Worte oder auch zwei. Ich freu mich dann, denn man lernt nie aus.

Der Kelch geht an niemandem vorbei, solang man sich mitten drin tummelt. Die feisten Abkömmlinge im Schlepptau einer Schneeschuhfamilie brechen plötzlich auf der Fahrbahn zusammen. Zunächst vermutete ich, die pupertierenden Furzautomaten wollten sich auf der Loipe festkleben, um unser Klima zu retten. Als ich das laut äußerte, hatte hatte ich nichts mehr zu lachen! Auch mein aggressives Desinteresse half nichts. Die zotteligen Elterntiere, immer eins mit der Natur, auch wenn die nur in Form von Fliegen daher kommt, mit links geprägtem öko-vegan-soziologischem Bildungshintergrund, glaubten zu wissen, die Loipen wären für alle da. Auf mein: "Duschgel auch!" regierten sie leider wenig harmonisch. Als eingefleischter Hybridveganer (ich ernähre mich ausschließlich von vegan lebenden Tieren) sollte ich mutmaßlich Verständnis aufbringen, aber der Geist ist genau so wenig willig wie das Fleisch schwach. Lediglich mein respektables Lebendgewicht und die Anmutung eines behenden Sumoringers halfen, um mich und meine Gemahlin aus der Affäre zu lamentieren. In der Hoffnung, dass schlechte Wege schlechte Menschen fern halten beschlossen wir, uns durchs Unterholz zu schlagen.

Endlich auf dem Rückweg, eingepfercht zwischen Loipe und Mittelgebirgsbach, immer auf der Hut weder auf das eine, noch in das Andere zu treten. Ganz überraschend hatten wir schlechte Sicht, den Blick über die leblosen Fichten ins Tal schweifen zu lassen war demzufolge nicht möglich. Frontal eine Menschentraube, alles Berliner, denn die liefen genau so seltsam wie sie fahren. Ganz vorn zwei frühverfettete Mittelstandsknaben: "Kiek ma, Paba! Da hat sich wer Müh jegeben: zwee klene Tretweje in’n Schnee – schön ordentllich, een für jedn Fuß!" Diese liebliche Mundart bringt einen ganzen Eintopf von Gefühlen zum Sieden, aber das war im Grunde nicht das Problem. Provokant mit dem Rücken zu uns wartete eine kleine Göttin des Kitsches und billigen Dekors mit hüftlangen dichten blonden Haaren, rosa Daunensteppjacke und bunter Leggins auf die freilaufenden Hunde, die die Allee von Hundekot zwischen Neukölln Rollbergviertel und Gropiusstadt in den Harz beamen sollten. Einer der Kreuzkölln-Kreativdirektoren raunzte "Eh rutsch ma aus'm Weeech!" was bereitwillig ignoriert wurde. Mir entfleuchte: "Dem Mädchen mit der Höflichkeits-Akne haben die Eltern wohl verboten erzogen zu sein?", damit kam Bewegung in die Sache. Aus dem Augenwinkel konnte ich die Synchrondrehung der Neukölln-Neohippies und Lichtenberg-Legenden beobachten, das rosa Mädchen drehte sich auch. Schockschwere Not! Ein kleiner Glitzer-General! Alle erwarteten, dass ich etwas sage, vielleicht sogar meine Frau, aber die hatte sich bereits hinter einem hüfthohen Bollwerk Fichtenstämme verschanzt. Ganz allein stotterte ich "Naja, die rosa Jacke, ich dachte..." Eine der Wedding-Warnwesten-Yogaschlampen quietschte sierenenhaft: "Farben sind für alle da!" darauf ich: "Frisöre auch!". Wir konnten die folgende Konzentrationsphase nutzen, da ich mich nicht weiter wie ein Lemming vor den Rentierschlitten werfen wollte schlichen wir davon. Im paranoiden Lauer-Modus, quälten wir uns an allen möglichen Ski-, Schlitten oder Mobilfonbewehrten Alltagshelden und Nervensägen vorbei. Eine geräuschlos zusammengeklappte alleinerziehende Mutti, mit zwei sich selbst erziehenden Kindern, wurde noch auf uns aufmerksam, als ich mich umdrehte hielt sie hilfesuchend die ausgemergelte Hand in den eisigen Wind und schaute uns mit offenem Mund und ausgedörrten Rehaugen hinterher.

Wieder bei meinem Straßenparkplatz blockierte ein Sprachnachrichten-Sniper meine Autotür, ich schaltete den Ninja-Level ein, setzte den „Ich bin gar nicht da“-Blick auf und wartete einfach bis er (nach 13 Minuten) fertig war. An seiner Stelle hätte ich kurz getextet: "Hallo Ingrid, wir sind im Harz.", aber ich hatte Angst etwas zu sagen, vielleicht bin ich jetzt auch xenophob?

Über die Heimfahrt möchte ich nicht reden.2025_02_28Seitenanfang

Die DDR (Die Deutsche Digital Renaissance)

vor über 40 Jahren, 1981 beschloss Helmut Schmidt den Bau eines bundesweiten Glasfasernetzes. Helmut Kohl, der 2017 dahin geschiedene Kanzler der Einheit (der dem Begriff Parteispendenaffäre einen Inhalt gab) stoppte 1983 diesen Ausbau und ließ das Land stattdessen zugunsten der Kirch-Media-Gruppe verkupferkabeln. Als der Größenwahn gerade anfing Spaß zu machen, fanden die Kirch-Gruppe, wie später auch die Credit Suisse dessen Beiratsmitglied er war, ihre letzte Ruhe. Tja, hätte, hätte Faxgeräte kann man da nur sagen. Als wollte er sich den ganzen Globus schenken, trieb Kohl die Kirch-freundliche Medienpolitik und dadurch wissentlich den Ausbau eines Datennetzes ins Abseits. Gegen ein bisschen käuflichen Optimismus war seiner Zeit wahrscheinlich nichts einzuwenden. Als Mann der so dämonisch war, dass sein Pfälzer Dialekt nicht ausreichte, um seine Boshaftigkeit hinlänglich zu illustrieren, versagte er zwar bei den "Bundeslöschtagen", hielt damit aber das zaghaft flatternde Fähnchen der digitalen Revolution in den Wind der Geschichte.

Das war der ungewollte Impuls für die selbstverliebtesteste Arschgeige des startenden Millenniums. Ein Hannoveraner Stalinist und Putinfreund als Nachbesetzung, lies dieses aufkeimende Pflänzchen in den Abgasen russischer Energiekonzerne reuhelos verschrumpeln. Einem Kind hätte man dieses trotzige Ignorieren aus dem Arsch herausversohlt, aber was macht man mit einem volljährigen Bundeskanzler, der laut phrasiert "Man kann es so oder so machen. Ich bin für so." (1)?

Erst unsere Mutter Beimer in Stützstrümpfen erkannte, dass man mit Reue nicht die Vergangenheit verändert. Eine Veränderung ist zunächst mal keine potentielle Bedrohung, dennoch digitalisierte sie uns in einen "wahnsinnigen internationalen Wettbewerb" (2). Gehört man zur Führungsebene, wird man nicht umhin kommen, die innovative Weitsicht in dieser Prophezeiung zu bewundern. Angst und Vernunft konnten sie nicht aufhalten, was bleibt ist der Wahnsinn...

Aus der Horde selbstverliebter Männerparodien blieb uns nur der vergessene Titan einer ungewollten Endzeitstimmung. Wie die Kopfschuppen an der Lehne eines ICE-Sitzes, haftet dieser sprechenden Amöbe im Stimmbruch die schlechte Laune an. Die Peinlichkeitsuntergrenze senkt sich massiv, wenn man sich im eigenen sicheren Umfeld wähnt. Auszurufen, dass wir „... mit Wumms aus der Krise kommen“ (3) sollte wohl bildhaft lustig sein und die energiegeladene Mutwilligkeit einer Comicfigur illustrieren? Dabei ist "Inhaltslosigkeit ... eine zerstörerische Kraft, auch in der Politik." (4), allerdings gilt besonders im Zeitalter der digitalen Überfütterung "Je öfter eine Dummheit wiederholt wird, desto mehr bekommt sie den Anschein der Klugheit." (5). Die linksgrün-versiffte Meschpoke der Staatsmänner*innen verschaffen uns trotz aller Anstrengungen gerade mal Platz 13 auf dem Digitalisierungsindex der Europäischen Union. Obwohl die schweigende Mehrheit die sind, die das Faxen dicke haben, werden die öffentlich rechtlichen geschaut. Anstatt aufzubegehren, weil das Internet zu schlecht ist, um was geiles zu streamen ist, man froh über den Spatz in der Hand.

Welch lustiger Antagonismus, es gibt tatsächlich Deutsche, die mit der Digitalisierung richtig zufrieden sind! Die leben dann in Finnland oder Irland, oder in Estland zum Beispiel. In unserem schönen Land ist ein fahrender Bus schon eine echte Sensation, in Estland gibt es dagegen selbstfahrende Busse, das E-Rezept ist in Estland auch seit dem ersten Januar gültig, allerdings seit dem Jahr 2010. Personalausweis, Gesundheitskarte, Führerschein, Paybackkarte, alles ist mit der Personalausweisnummer verknüpft. Eine Karte für alles... 99,9% der staatlichen Dienstleistungen sind online verfügbar. Der Bürger als Kunde und nicht als Bittsteller... dafür haben wir in Deutschland einen Namen: Unmöglich! Seit 15 Jahren wählt man online in Estland. Wer ein Kind bekommt wird vom Staat gefragt, wohin das Kindergeld gehen soll. Eine Beantragung ist nicht notwendig. Schulnoten und alle Bewertungen durch den Lehrer können von den Eltern live verfolgt werden. Die kleinen Mikroplastikfresser mögen das zwar überhaupt nicht, haben es aber dessen ungeachtet auf Platz eins der Pisastudie geschafft.

Natürlich, und vielleicht ist das die eigentliche Ursache, hat der gemeine Deutsche ein gespaltenes Verhältnis zum Datenschutz. Wir sind überhaupt nicht ängstlich gegenüber fremden Firmen wie Facebook die eigenen Daten offen zu legen, gegenüber dem eigenen Staat aber schon. Dabei haben Facebook, Twitter & Co vermutlich auch den selfie erfunden, damit die Welt sich selbst überwacht. Wen wunderts, während unsere Staatslenker ihre Social-Media-Kontaktdaten noch immer auf Zettelchen verteilen? Der estnische Bürger kann in einem Datentracker sehen, welche Behörde wann, aus welchem Grund, welchen Teil seines Datensatzes anschaut. Bei der Vermutung eines illegalen Zugriffs, kann man sich an das Datenschutzinspektorat wenden, welches die Sache dann verfolgt.

Mich trifft der Schlag, eiskalter Schweiß läuft mir über die heftig pochenden Schläfen, Island ist mir gerade sehr ähnlich, unter der Oberfläche kocht und brodelt es. Nachdem ich die nationalen Fakten ermittelt habe, versuche ich mal (hysterisch lallend) das Entsetzliche in Worte zu kleiden:

Bis 2025 soll die Hälfte der deutschen Haushalte mit Glasfaser versorgt werden, der aktuelle Stand sind ca. 35%. Um in den erlauchten Kreis der Angeschlossenen aufgenommen zu werden, benötigt man allerdings keinen "echten" Glasfaseranschluss. Es reicht, wenn in 20m Entfernung vom Grundstück ein Glasfaserkabel verlegt wurde. Viele haben zu Hause schon einen Anschluß ohne einen Anschluss zu haben. Wenn man die echten Anschlüsse zählt, bereinigt sich diese Angabe auf ca. 19%. Damit ist Deutschland EU weit auf dem vorletzten Platz und hat wiederholt alles heroisch vergeigt im Orchestergraben der Geschichte. Fun fakt: jeder Anbieter darf sein eigenes Kabel legen, so werden die Straßen gleich bis zu viermal aufgerissen (aufreißen geht immer) und wieder geschlossen. Eine Gemeinnutzung wie beim Gas oder Wassernetz hat der Wächter des heiligen Internet und the Chief of Trolling Volker Wissing (Bundesminister für Digitales und Verkehr) nicht geplant, so wurde mancher Haushalt vermutlich gleich viermal digitalisiert.

Laut Onlinezugangsgesetz (OZG) sollten bis Ende 2022 575 Verwaltungsdienstleistungen online verfügbar sein. Ein ähnliches Kabinettstück wie bei der Glasfasererschließung sorgt dafür, dass heute unfassbare 114 Maßnahmen als umgesetzt gelten. Kabinettstück bedeutet, dass wenn der Antrag digital gestellt werden kann und der Rest wie immer analog abgewickelt wird, die Maßnahme als umgesetzt verbucht wird. So wird z.B. das BAFÖG Onlineformular postwendend ausgedruckt, gelocht und abgeheftet. Da die Software der Länder nicht miteinander reden kann, geht die dicke, fette BAFÖG-Akte des IT-Studenten nach Stempel und Genehmigung, dann auf dem Postweg zur der Landesbehörde, in dem der leidliche Rotztoffel dann Studieren will. Außerdem ist der Trigger für die Statistik, wenn das Onlineverfahren von 11000 Kommunen in Deutschland, nur von einer einzigen angeboten wird. Über die Frage: "Kann ich ihnen die Mail per Fax schicken?" sollte sich niemand wundern, man kann nur mit Ergebnissen glänzen oder mit Ausreden, nicht mit beidem. Vom gesamten digitalpolitischen Vorhaben der Ampel sind im Moment 18% umgesetzt. „Dummköpfe zu ertragen ist sicherlich der Gipfel der Toleranz.“ sagte Voltaire im achzehnten Jahrhundert, er konnte vermutlich in die Zukunft blicken.

Im größten Funkloch Deutschlands (Uckermark) klettert man auf einen Baum oder Hügel und verkauft das politische Versagen als digital Detox. Wende, Pegida, Querdenken, der Osten galt als Kernstück des desorientierten Volkszorns, hält aber bei den Fehlzündungen des Fortschrittsmotors die Fresse. Lediglich bei der Kohorte ab 65 wo eine Hassmail so selten, wie Hörgerätewerbung häufig ist, kann man diese Gelassenheit nachvollziehen, der Deutsche im Rentenalter genießt sein Onlinedasein auf der AIDA, oder verschanzt sich in voll erschlossenen Schrebergarten. Bevor man sich unnötig mit Humor rumquält, in manchen Gebieten wird die Wahrscheinlichkeit beim Scheißen vom Blitz getroffen zu werden noch lange Zeit deutlich höher bleiben, als die Erfüllung des Verlangens nach einem echten Internetanschluß. Die Erkenntnis, dass die meisten Politiker doofer sind als ein Meerschweinchen von der Hauptschule hilft da auch wenig. Kinder ahmen weiter das piepen, zirpen und börpsen von Handys nach und basteln sich Tablets aus Sperrholz. Die Eltern versuchen es mit ausgedruckten Powerpointungeheuern, die sie in der digitalisierten Kultur ihrer vier Wände, bei offline weekly desicion meetings für den Großpapa bereit halten. Der für den vierjährigen Kevin-Günther entworfene "business education and carreer plan" schaut dabei aus, als käme er von gedopten Statisten vom Club der Anonymen Vollidioten. Solange niemand heraus findet wie man unbemerkt das Internet anzapft und online netzwerkt, ist das aber relativ egal. Letztens bekam ich auf ein Stelleninserat von dort Zuschriften, ausgedruckte Bewerbungsunterlagen, die ausschließlich aus Emojis bestanden. Da wurde mir langsam auch klar, warum alle extraterristischen Raumschiffe bisher um diese Welt einen Bogen gemacht haben:

Aus nackter Angst, beim Kontakt mit uns Menschen vollständig zu verblöden!

(1) Angela Merkel Generalaussprache zum Etat der Bundeskanzlerin und des Bundeskanzleramtes, Mittwoch, 21. November 2018
(2) Gerhard Schröder zitiert von Franz Maget im Spiegel 27/2003 Sonntag, 29. Juni 2003
(3) Olaf Scholz Mittwoch, 3. Juni 2020
(4) Bernhard Steiner 2008
(5) Voltaire
2024_03_06Seitenanfang

Das Querdenker Paradoxon.

  1. | 349.507.365 infizierte | 5.592.980 tote | 1,60% Mortalitätsrate [Stand 23.01.2022 - 15:21 Uhr] |

Fakten: Stand 2021 sind immer noch Arzneimittel mit einer "fiktiven Zulassung" auf dem Markt. Fiktiv bedeutet zugelassen, weil sie vor 1978 existierten und nicht, weil sie nach dem Arzneimittelgesetz zugelassen wurden. Damit ist der Nachweis von Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit für diese Arzneimittel bis zur Nachzulassung nicht erbracht.

Trotzdem fanden und finden diese Medikamente reißenden Absatz. 1978 waren das ca. 140.000, 1990 noch 126.000, dazu kamen 3.800 Medikamente aus den neuen Bundesländern. 1994 gab es erst 10 Nachzulassungen…

Generationen von Querdenkern stopfen sich voller Vertrauen Arzneimittel in den Rachen (oder andere Körperteile), ohne dieses große Infragestellen und das, obwohl die wissenschaftliche Basis und gesetzliche Zulassung nach heutigem Stand fehlen.

Es macht Sinn kritisch zu hinterfragen und Entscheidungen kontrovers zu Betrachten. Genau das ist es aber, was nicht geschieht, stattdessen werden hanebüchen Thesen aufgestellt, welche die Wissenschaft in Frage stellen, anstatt wissenschaftlich zu fragen. Alles was heute eine "Schnellzulassung" erhält hat bereits mehr und bessere Prozedere hinter sich als die Kohorte der 1978 fiktiv zugelassenen Medikamente...2022_01_23Seitenanfang

Deutsches Genital-Gedankengut

  1. | 240.174.473 infizierte | 4.891.776 tote | 2,04% Mortalitätsrate [Stand 16.10.2021 - 14:21 Uhr] |

wenn sich ein weißer heterosexueller mittelalter männlicher Normalverbraucher entsprungen der Generation X zum Gendern äußert, schaltet jeder sofort ab. Das Vorurteil voller Voruteile zu stecken, ist unverzichtbar verlockend und bereits untrennbar mit der Schublade, in der man steckt verbunden. Abgestempelt aus die Maus! Aus dem Reich der Untoten ihrer durchgentrifizierten Innenstadt haben sich unter anderem Heinz Rudolf Kunze („Dieser Irrsinn zerstört die Sprache“) oder Dieter Hallervorden (mein "... mitmischen... wird nicht dazu dienen, die deutsche Sprache zu Vergewaltigen...“) Gehör verschafft. Vergewaltigung! Ein mächtiges Wort, welches Aufmerksamkeit sichert und zum sexuellen Charakter der Disskussion passt. Allerdings nehme ich an, egal was man mit der deutschen Sprache macht, sie wird sich nicht vergewaltigt fühlen. Der liebe Didi rezitiert seit ein paar Tagen auch nicht mehr in Indogermanisch oder nennt eine Frau "Fräulein", um den Ehestatus einer Frau anzuzeigen. Sprache ist Entwicklung und wenn man bereits das Licht am Ende des Tunnels sieht, sollte man lieber seinen Bart wichsen und die Gusche halten, anstatt antimodernistische Parolen versprühend den Mief der Vergangenheit zu verbreiten. Inzwischen kommen die Altvorderen daher wie mumifizierte Dandys mit der schillernden Aura eines Versicherungsvertreters, welcher mit reinem, vom Intellekt ungetrübten Vergnügen auswendig gelernte Phrasen proklamiert, um unbeugsam gegen die Zukunft zu wettern. Das Schlimmste am Altern ist, dass man irgendwann nicht mehr ernst genommen wird: Babyboomer, es ist so weit!

Als nicht marginalisierter Mensch gestatte ich mir trotzdem einen eigenen Blickwinkel. Ich bin sehr für die Weiterentwicklung der Sprache, ich bin gegen Diskriminierung mittels Sprache und genau das ist es, was gerade passiert. Und überhaupt, was ist denn so schlimm am generischen Maskulinum, gibt es keine ernsthaften Probleme zu bewältigen, wie zum Beispiel den Gender-Pay-Gap zu beseitigen? Maggie Thatcher war Prime Minister und sollten's die US-Amerikaner mal schaffen ihr höchstes Amt weiblich zu besetzen, wird es ein Präsident sein. Der gemeine Deutsche hat seine Bundeskanzlerin zum regierenden Genital gemacht und zur Dressur der Unterschichten den Sexismus so verpackt, dass er das Antlitz des Antisexismus vorgaukelt. Macht nüscht, ich gehe trotzdem weiterhin zum Bäcker oder Fleischer, auch wenn ich den Service nicht von einem Mann bekomme. Die Entwicklung der Sprache geht immer mit historischer Belegtheit und Tradition einher und ändert sich im Wandel der Nutzung, das wohl unumstrittenste generische Maskulinum ist vermutlich der Mensch, niemand käme auf die Idee hier eine Mensch*in hinzubasteln. (Oder?)

Ein Schenkelklopfer sondergleichen ist die Nichtnennung derer, denen das Ganze Spektakel gerecht werden soll. Was marginalisiert mehr als die bewusste Nichtnennung der Trans-, Inter-, Zwitter- oder Neutrois-Personen durch eine verbale Ausgrenzung und Aufteilung in Mann und Frau? Ein Sternchen als Wildcard für ungetrübte Diskriminierung und eine Pause, ein Glottisschlag, ein kurzer Rülpser oder eine abrufbare Flatulenz tuts auch. Echte Stilblüten wie Anwesend*Innen, Gäst*Innen oder Hähnchen*Innen*Filet könnten vor lauter Wahn witzig sein, wenn der Aktionismus der zumeißt unbetroffenen Lobbyisten nicht so massiv und nötigend daher käme.

Ist das Geschlecht tatsächlich so wichtig, dass man immer darauf rumtrampelt, so muss die Geschlechtsidentität doch erfragt werden?! Trans-Personen werden nicht gefragt, sondern gegendert und damit auf ihr Geschlechtsteil reduziert. Ist es so unfassbar wichtig, dass das Geschlecht niemals nicht genannt werden dürfte und weshalb beschränkt man sich immer auf das offensichtlich sichtbare der biologischen Form? Eine gemeinsame grammatikalische Form für alle ist die mit Abstand natürlichste, einfachste, intelligenteste und gerechteste Form der Ansprache, dass es in unserer Sprache ein Maskulinum ist, leitet sich z.B. vom traditionellen Zugang zu Berufsgruppen ab. Benennt doch einfach das generische Maskulinum in generisch neutrale Form um oder erfindet von mir aus ein geschlechtsunspezifisches Personalpronomen, wie es die Schweden gemacht haben. Am einfachsten erscheint die Möglichkeit die Bedeutung eines Wortes zu ändern, Geschichte kann bestenfalls gedeutet werden, aber nicht mehr verändert, deswegen ist der Schmied auch der Schmied, ein historisch von Männern belegter Beruf, wie es sehr viele gibt. Dabei ist mir vollkommen egal welches Geschlecht dort den Hammer schwingt, das Wort beschreibt eine Qualifikation und kein Genital. Hätte die heutige Generation Z eine Frau im Amt des Bundeskanzlers wahr genommen anstatt der geschlechtsspezifischen Anpassung, hätte sich ein Teil des Problems gar nicht ergeben. Selbst auf Wikipedia lässt sich erlesen, dass Frau Merkel der achte Bundeskanzler, aber die Anrede Frau Bundeskanzlerin ist; obwohl in der deutschen Verfassung nur der generische Begriff verankert wurde. Ein Bundeskanzler*Innen*amt wird es (vorerst) auch nicht geben. (Das ich nicht religiös bin, ist ein anderes Thema, aber "Gott sei Dank!").

Walter Krämer als Vorsitzender des "Verein Deutsche Sprache e. V." (1) erkennt die Ansprüche des Genderns mit der Begründung die Gleichberechtigung zu fördern nicht an und ruft zu einer Unterschriftenaktion auf an der sich bereits über 85.000 Menschen beteiligt haben, denn Fehltritte gehören schlicht auf den Misthaufen der Geschichte, wo sich schon Mitropageschirr und Dederon Kittelschürzen stapeln!

(1) Die Möglichkeit mich mit den Absichten des Vereins zu identifizieren schließe ich an dieser Stelle aus. Insbesondere der Anglizismenindex als schlecht geführtes Dictionary und die Ablehnung dessen offenbart die antiquierte, archaische Ausrichtung. Nichts desto trotz ist diese Petition die größte gemeinschaftliche Anstrengung, welche sich mit meinem persönlichen Ziel deckt, auch wenn die Deckungsgleichheit der Argumentation nicht erahnbar ist.2021_10_16Seitenanfang